DGPPN-Kongressprogramm_2013 - page 8

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Grusswort
Von der Therapie zur Prävention
Aufgrund der aktuellen Entwicklungstrends
der psychischen Gesundheit in Deutschland
begrüßt die Bundesärztekammer, dass der
diesjährige DGPPN Kongress seinen Schwer-
punkt auf die Prävention psychischer Stö-
rungen legt.
Mittlerweile weist bereits jedes fünfte Kind
bzw. jeder fünfte Jugendliche Anzeichen
für eine psychische Störung auf. 8 % der
erwachsenen Bevölkerung in Deutschland
leiden unter einer depressiven Symptoma-
tik. Nach einem jahrelangen Abwärtstrend
ist inzwischen in Deutschland wieder ein
Anstieg der Suizidrate zu verzeichnen. In
der Arbeitswelt entfällt der Großteil der
AU-Tage auf psychische Erkrankungen. Sie
sind zudem in 40 % der Fälle für ein vor-
zeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben
verantwortlich. Schließlich stellt die große
Zahl Suchtkranker in ihren unterschiedli-
chen Ausprägungsformen sowie die steigen-
de Zahl dementieller Erkrankungen im Alter
eine zunehmende Herausforderung für un-
ser Gesundheitswesen dar.
Wenngleich wir für die meisten der genann-
ten Krankheitsbilder über gute Behand-
lungskonzepte verfügen, ist es mit therapeu-
tischen Interventionen allein nicht getan.
Prävention tut Not, das gebieten nicht nur
gesundheitsökonomische
Überlegungen,
sondern auch unsere medizinisch-ethischen
Überzeugungen.
Dabei geht es nicht nur um eine Früherken-
nung psychischer Erkrankungen, vielmehr
muss eine wirksame Prävention auch eine
frühzeitige Identifikation möglicher Belas-
tungsfaktoren und entsprechende Interven-
tionen umfassen.
Die bestehenden Früherkennungsuntersu-
chungen sind auf die Früherkennung abge-
grenzter Krankheitsbilder ausgerichtet, psy-
chische Erkrankungen spielen dabei bislang
nur eine marginale Rolle.
Der erneut gescheiterte Entwurf für ein
Präventionsgesetz hatte hingegen vorge-
sehen, die Erfassung und Bewertung ge-
sundheitlicher Belastungsfaktoren zu einem
integralen Bestandteil der Gesundheitsun-
tersuchung für Erwachsene als auch der
U-Untersuchungen im Kindesalter werden
zu lassen. Mithilfe einer ärztlichen Präven-
tionsempfehlung sollte für Betroffene der
Weg in geeignete primärpräventive Angebo-
te gebahnt werden. Über die Konsentierung
entsprechender Gesundheitsziele wäre es
möglich geworden, Mittel der GKV stärker
auch in die Primärprävention psychischer
Erkrankungen zu lenken. Vorarbeiten des
Kooperationsverbundes gesundheitsziele.
de für ein Gesundheitsziel „Depressive Er-
krankungen“ liegen bereits vor. Mit dem
Scheitern des Gesetzes zur Förderung der
Prävention ist diese Chance nun erst einmal
wieder vertan.
Willkommen
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