DGPPN Einladungsprogramm - page 6

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Herzlich Willkommen
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
im Namen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psy-
chotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde möchte ich Sie
herzlich zum diesjährigen DGPPN Kongress nach Berlin einladen.
Der Kongress 2013 widmet sich zuvorderst dem Thema „Von der
Therapie zur Prävention“.
Die Fortschritte krankheitsbezogener Forschung haben überall in
der Medizin Früherkennung und -intervention zum Durchbruch
verholfen und somit einen Gewinn an gesunden Lebensjahren
ermöglicht. Bereits eine Veränderung von Lebensstilen kann zur
Reduktion von Krankheitsrisiken und zu einer längeren Lebens-
zeit führen. Dies gilt auch für psychische Erkrankungen. Beispiele
sind erfolgreiche Frühdiagnostik und -interventionen bei Psycho-
sen und Demenzen und bei Suizid. Vielversprechende Entwick-
lungen zur Prävention bzw. Frühintervention sind auch bei De-
pression, Suchtkrankheiten, Traumafolgen und arbeitsbedingten
psychischen Erkrankungen zu beobachten.
Bisher liegt die Prävention vorzugsweise in den Händen der Kran-
kenkassen, teilweise auch bei den Hausärzten. Es wird jedoch
zunehmend klar, dass eine effiziente Primär- und Sekundärprä-
vention auf der Kenntnis spezifischer Krankheitsprozesse grün-
den muss. Die Alzheimer-Krankheit und Psychosen sind aktuelle
Beispiele. Aktuelle Gesetzesentwürfe bzw. politische Initiativen
unterstreichen die hohe Relevanz dieses Themas. Auf dem Kon-
gress erwartet Sie eine spannende versorgungspolitische Diskus-
sionsrunde zur „Prävention psychischer Erkrankungen – Wer ist
verantwortlich?“. Ein Präsidentensymposium „Psychische Erkran-
kungen und Arbeit“ stellt konkrete Präventionskonzepte vor. In
Lectures werden Präventionsprogramme für Essstörungen und
Suizidalität präsentiert (u.a. von der EPA-Präsidentin D. Wasser-
man). Die ambulante Psychiatrie und Psychotherapie wird zum
Ort effizienter präventiver Intervention: Beratung von Patienten
in Risikostadien, deren Störungsbild noch nicht Krankheitswert
besitzt; Kooperationen mit Nachbardisziplinen wie z.B. Betriebs-
ärzte/innen und nichtärztlichen Initiatoren von Präventionspro-
grammen. Auch den neurobiologischen Grundlagen von Präventi-
on wird sich der Kongress in verschiedenen Symposien widmen.
Primärprävention ist auch durch Gesundheitsaufklärung möglich:
das wird der Bestseller-Autor und Direktor des Max-Planck-Insti-
tuts für Bildungsforschung G. Gigerenzer in seinem Plenarvortrag
mit dem Titel „Gesundheit als Bildungsproblem?“ aufzeigen.
Seit Monaten ist unser Fach mit der Entwicklung eines neuen
Entgeltsystems – Pauschalierende Entgelte Psychiatrie und Psy-
chosomatik (PEPP) – konfrontiert, das überwiegend ablehnend
aufgenommen wurde. Eine Absenkung der Behandlungsquali-
tät und zunehmender ökonomischer Druck werden befürchtet.
Der aktuelle Stand der Entwicklung wird im Hauptsymposium
„Psych-Entgelt Update“ durch Vertreter der verantwortlichen
Selbstverwaltung im Gesundheitswesen dargestellt. Von der
DGPPN initiierte Plattformen zum Entgelt und Versorgung wer-
den Alternativen zum gegenwärtigen und zukünftigen System
präsentieren. Lehrreich ist dabei der Vergleich mit anderen Län-
dern. Mehrere Versorgungsforscher aus dem Ausland werden
neuartige Versorgungsstrukturen und -strategien vorstellen und
bewerten. Der gewählte Präsident des Weltverbandes für Psy-
chiatrie (WPA) D. Bhugra wird über die Zukunft psychiatrischer
Dienste sprechen.
Ein ebenso zentrales Thema für die Behandlung psychisch kran-
ker Menschen ist die deutlich gewachsene Sensibilität für das
Thema Autonomie und Selbstbestimmung und für Patienten-
rechte. Die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention, das neue
Betreuungsrecht und die laufende Neuordnung der psychiatrie-
bezogenen Landesgesetze steigern deren Relevanz. Auch werden
über die Diskussion dieser ethischen und juristischen Fragen im
nationalen Kontext hinaus ausländische Expert/innen alternati-
ve Lösungen und internationale Entwicklungen diskutieren. Zu
diesem Themenkomplex wird es eine Reihe internationaler Fo-
ren mit N. Sartorius geben. Die Vorstellung des amerikanischen
Diagnosesystems DSM-5 hat auch in Deutschland eine heftige
öffentliche Debatte um die Diagnostik psychischer Erkrankun-
gen und die Grenze zwischen gesund und krank ausgelöst. Diese
Diskussion wird auf dem Kongress fortgesetzt. Dazu werden u.a.
der DSM-5-Kritiker A. Frances und A. Schatzberg, der als früherer
Präsident der amerikanischen Fachgesellschaft die DSM-5-Ent-
wicklung angestoßen hat, kontroverse Standpunkte austauschen.
Wolfgang Maier
willkommen
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