DGKJP Programm 2015 - page 51

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FREITAG, 6. MÄRZ 2015
DF-02
Diskussionsforum
10:55 – 11:45 Uhr
Saal A 240
Künftige Finanzierung der Versorgung
psychisch Kranker unter PEPP
Vorsitz: Iris Hauth, Berlin
Jörg M. Fegert, Ulm
001
Perspektive der KJP
Renate Schepker, Ravensburg
002
Perspektive der Erwachsenenpsychiatrie
Iris Hauth, Berlin
003
Künftige Finanzierung der Versorgung
psychisch Kranker und PEPP – Perspektiven
der Universitätsklinka
Ralf Heyder, Berlin
Gute Hilfe braucht gute Finanzierung. Drohen
psychisch kranke Kinder und Jugendliche nun
zu Waisenkindern der Finanzierung zu werden?
Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher so große
seelische Nöte entwickelt, dass er oder sie da-
für in einer kinder- und jugendpsychiatrische
Klinik aufgenommen werden muss, kann es
entscheidend werden wo er oder sie wohnt,
wie lange es dort Platz für eine Behandlung
gibt und wie intensiv die Behandlung werden
kann. Sowohl die verfügbare therapeutische
Zeit in den Kliniken als auch die verfügbaren
Plätze für Kinder und Jugendliche in der Region
wo man lebt schwanken sehr stark. Das hängt
von der jeweiligen Landespolitik ab und davon,
was Klinik und Kasse über Jahre miteinander
ausgehandelt haben.
Das neue Finanzierungssystem für psychiatri-
sche Krankenhäuser, das pauschalierende Ent-
geltsystem Psychiatrie und Psychosomatik, kurz
PEPP genannt, soll hier langfristig eine größere
Gleichheit herstellen. Allerdings kümmert es
sich weder um Plätze noch um verfügbares Per-
sonal, sondern nur um die möglichst faire Ver-
teilung von Geld je nachdem was die Patienten
bekommen haben. Das macht aber nur einen
Teil dessen aus, was ein Kind braucht: der ru-
hige Raum für den Rückzug alleine, die Nacht-
schwester die einen bei Angst tröstet, der Arzt
der auch am Wochenende vorbei kommt sind
damit noch nicht selbstverständlich. Dafür soll
jetzt der Gemeinsame Bundesausschuss Sorge
tragen und sich um die Strukturqualität küm-
mern. Anstelle diese auszurechnen, sagt die
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugend-
psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
e.V. (DGKJP), sollte man anders herum vorge-
hen: Ein Kind braucht schließlich immer jeman-
den der da ist, der auch für Kinder spezialisiert
ist, es benötigt ausreichende Förderungs- und
Beschäftigungsangebote, sowie wenn es psy-
chisch krank ist Einzelbetreuung, und das alles
in einer kindgerechten Umgebung. Hier geben
uns vielfältige Gesetze zu Kinderschutz und
Kinderrechten bereits genügend Vorgaben –
man müsste sie nur für psychisch kranke Kinder
alle zusammenfassen.
Besonders wichtig wäre es, Familien in die Be-
handlung direkt einbeziehen zu können. Eine
besonders attraktive Behandlung für Familien
könnte darin bestehen, dass das Krankenhaus
nach Hause kommt anstelle dass das Kind von
den Eltern getrennt auf eine Station geht – das
sogenannte „home treatment“ durch Mitar-
beiter der Klinik. Nach den sehr sorgfältigen
wissenschaftlichen Forschungen dazu, die auf
dem Kongress vorgestellt werden, sind die
meisten Eltern zu einer solchen Behandlung
bereit und nach Abschluss mit den Ergebnissen
zufriedener als nach der üblichen Therapie. Die
Ergebnisse fallen gleich gut aus, egal ob die Be-
handlung im Krankenhaus oder anstelle dessen
überwiegend zuhause stattgefunden hat. Diese
moderne Form der Behandlung ist allerdings
in der Finanzierung bisher nicht vorgesehen:
um als Krankenhauspatient zu gelten, muss ein
Kind im Krankenhaus essen und schlafen. Mo-
dellvorhaben, die nach der gesetzlichen Vorga-
be Kinder und Jugendliche besonders berück-
sichtigen sollten, wurden bisher nur für zwei
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